Mittwoch, Oktober 03, 2007

Urlaub im Urlaub oder auch Chuck Ragan ist besser als Chuck Norris
















Der Plan nach Wien zufahren stand schon länger fest und auch der Zeitpunkt war spätestens klar als bekannt wurde dass Chuck Ragan, seines Zeichens ehemaliger Sänger von Hot Water Music (HWM), aus denen sich nach Chucks Ausstieg The Draft gebildet haben, welche das musikalische Erbe mehr oder weniger erfolgreich von HWM fortsetzen zu versuchen , als Vorband von Muff Potter (MP) in der Wiener Arena auftreten wird.
Also wurden rechtzeitig, am Tag vor dem Konzert eine Jugendherberge reserviert und Zugkarten gekauft – 17 Euro pro Nacht bzw. 13 Euro für 3 Stunden Fahrt!
In Wien herrscht eine seltsame Atmosphäre, die Innenstadt ist relativ edel, stinkt aber sowohl nach deren eigenwilligen Dekadenz als auch nach Pferdescheiße – den wienerischen Dialekt nicht zu vergessen!
Die Jugendherberge eher unteres Mittelfeld, was die Qualität sämtlicher essentieller Faktoren angeht, nach denen man eine Jugendherberge eventuell klassifizieren könnte, dazu bevölkert von seltsamen jugendlichen Gruppierungen, sowohl Deutsche auf Klassenfahrt als auch Japaner, die sich aus welchen Gründen auch immer in Wien einquartiert haben, einen pädophilen Nerd nicht zu vergessen.
Der Weg von der Jugendherberge zur Konzertlocation, von uns großzügig (trotz einer Fußbehinderung) auf 30-40 Minuten geschätzt, sollte sich letztendlich als ein harter, qualvoller über 60 minütiger Kampf gegen den Durst und die Bierlust durch die gefährlichsten Distrikte von Wien erweisen, vorbei an Ärzten für Haut- und Geschlechtskrankheiten und bedrohlich anmutenden Betonbauten, vor denen sich jugendliche Gangster dem Ballspielen auf kahlen, von Gitterzäunen umschlossenen Betonplätzen widmen.
Die Arena hat sich als ein sehr cooles, versifftes und dreckiges Areal im Industriegebiet entpuppt. Wir, erstmal glücklich den Fängen von Wien entkommen und uns in diese Enklave gerettet zu haben, stehen einem abscheulichen Monster gegenüber, einer 100 köpfigen Schlange, bestehend aus Metalcorlern! Ungewöhnliches Klientel für ein Muff Potter Konzert, aber wir sind schließlich in Wien und da kann man ja nie wissen, so unsere ersten Gedanken, doch schnell stellt sich heraus, dass parallel zu MP noch Devil Driver spielen - damn it! - und das MP erst später anfangen.
Also erstmal mit einem Bierchen bei beschaulicher Metalmucke in der hauseigenen Kneipe die Zeit verstreichen lassen.

Um 21:05 Uhr betritt Chuck Ragan die Bühne.
Chuck Ragan beginnt schüchtern.
Chuck Ragans T-shirt beginnt sich zu verfärben, von hellem in dunkles Rot.
Chuck Ragan ist stärker als Chuck Norris.
Chuck Ragan singt und schreit sich die Seele aus dem Leib.
Chuck Ragan ist intelligenter als Chuck Norris.
Chuck Ragan wird total abgefeiert.
Chuck Ragan ist besser als Chuck Norris.
Chuck Ragans T-shirt ist jetzt Dunkelrot.
Um 21:50 Uhr verlässt Chuck Ragan die Bühne.
Muff Potter spielen irgendwie irgendwann.
Um 23: 20 betritt Chuck Ragan erneut die Bühne um mit MP sein grandioses „The Boat“ zu performen - Die Menge tobt.

Nach dem Konzert haben wir dann noch mit Chuck (gut besoffen) am Merchandise-Stand gelabert. Äußerst sympathische der Knabe, ein verdammtes Vieh, hat einen extrem harten Händedruck aufzuweisen. Außerdem hat er noch eine nette Anekdote zu Budapest aus seiner HWM-Zeit zum Besten gegeben.
Zurück in die Innenstadt haben wir dann 1,70 Euro für die U-Bahn zusammengekratzt um schlussendlich im „Käutzchen“ den Tag ausklingen lassen.
Am nächsten Tag haben wir die Stunden bis zur Abfahrt unseres gewählten Zuges essend, lesend, siffend, ein Klo suchend und schlafend im Wasserpark am nördlichen Ufer der oberen alten Donau verbracht.

Was nach zu sagen ist, Astrologen erledigen ihren Job manchmal doch erschreckend gut, Österreich liegt in Süddeutschland und in Wien gibt es Häuser, in denen Mozart bekanntlich nicht übernachtet hat.