Donnerstag, September 28, 2006

Polen 06












So richtig interessant wurde es eigentlich erst ab dem Passieren des Grenzübergangs in Görlitz, der von zwei übermüdeten Grenzbeamten bewacht wurde. Ein kurzer Abgleich unserer Gesichter und Polen war offen. Was soll man sagen, Benzin für`n Euro und kaputte Strassen!
Zum Teil war die „Überlandsstrasse“( einspurig) ohne Mittelstreifen und Leitplanken, dafür aber von einem bedrohlich tiefen Graben begleitet und alle paar Kilometer verlassene Raststätten, die allerdings an „schlechteamerikanischehinterwälderslasherfilme“ erinnernd entsprechend angsteinlösend und verlassen daherkamen, aber uns unsere volllaufenden Blasen ignorieren ließen.
Doch dann die Autobahn und eine 2-3 stündige Fahrt mit entspannter Musik dem grellroten Feuerball der aufgehenden Sonne entgegen.
In Breslau liegen nicht nur tote Katzen (wir haben zwar nur ein Exemplar gesehen, aber es gibt bestimmt noch mehrere) auf der Strasse sondern besitzt auch eine wunderschöne genial entworfene einbahnstraßeorientierte Straßenführung - ein Traum für zwei übermüdete deutsche Touristen die nach 8 Stunden Nachtfahrt ihr Hostel suchen.
Immerhin hat der gute treue Corsa verstellbare Sitze, so dass die 4 Stunden Schlaf und somit das Warten auf unsere Betten wie im Flug vergingen (einchecken ist erst ab 12 Uhr möglich, wie uns ein verpeilter Typ am Empfang in bemitleidungswürdigem Englisch zu verstehen gab).
Das Hostel selber war dann doch etwas versifft. Aber hier, Vorteil eindeutig für mich: Ohne Brille sieht man beim Duschen wenigstens den Dreck und die Haare der anderen Bewohner nicht.
Der aufmerksame Leser mag jetzt auf den abwegigen Gedanken kommen, dass wir unzufrieden waren– ganz im Gegenteil – Breslau bietet neben einem schönen Marktplatz, exzellenten Restaurants und einigen sehr stylisch eingerichteten Bars/Clubs vor allem viele interessante Baustellen.
Falls man mal aufs Klo muss, steht einem auch ein gemütlicher Steilhang, der in einem künstlich angelegten burggrabenähnlichen Gewässer endet - nicht zu verfehlen, genau schräg dem Polizeirevier gegenüber- zu Verfügung, an dem immer wieder mal nette Passanten mit ihren Fahrrädern vorbei fahren.

Sehr schön, aber auch etwas Nerven- und Zeitaufreibend war die Fahrt nach Prag, Unwissenderweise übers Riesengebirge.
„Lost in Praha“ hieß es dann nach einer einstündigen allerdings selbstverschuldeten Odyssee, da wir eigentlich schon längst am Ziel waren es aber nicht bemerkten und so noch einige weitere Einblicke von der Stadt an der Moldau bekommen haben.
Endlich gerettet vom David (dem viel Respekt und Dank gebührt, da er trotz seiner stressigen Arbeit alles organisiert hat und meistens bis in den Morgen mit durch Prag gezogen ist) hab ich mich auch bald in meine beliebte Observationsposition zurückgezogen. Auch wenn wir von der Stadt verständlicherweise nicht wirklich viel kulturelles Gut mitnehmen konnten, muss ich sagen, dass es ein sehr interessantes, wenn für mich manchmal auch etwas langweiliges Wochenende war. Auch hier ist das gute und vor allem billige Essen und Bier ein wahres Vergnügen. Zu erwähnen ist noch ein kostenloses Openairkino neben unserem diesmal anstandslosen Hostel. Geboten wurde ein obskures Stück tschechischer Filmgeschichte aus den 60ern, inklusive Kapitän Nemo und seiner Nautilus. Obwohl ich kein Wort verstanden habe war es sehr faszinierend dem Plot mit seiner beeindruckenden Tricktechnik und sehr eigenwilligem Humor zu folgen.

Die Fahrt zurück nach Polen verlief ohne große Probleme - auch wenn die fiesen Polen uns durch eine gefakte? Baustelle/Umleitung über ihren gebührenpflichtigen Autobahnabschnitt nach Krakau geleitet haben.
Zum Hostel: Top Lage, sehr gutes englischsprechendes Personal, toller Service, alles Sauber, riesiges Frühstück, extrem fairer Preis und eine Dusche die man nicht abschließen kann.
Krakau selbst ist eine sehr angenehme Studentenstadt. Jede Kneipe bietet eine eigene kleine Welt und es gibt viele, sehr viele davon. Man kann sich ohne groß Gedanken zu machen in irgendeine Kneipe, Club, Restaurant oder Bar begeben - das Problem ist nur sich für ein(e) zu entscheiden.
Negativ aufgefallen sind einzig und alleine die deutsche Touristen und ein Bettler mit Krätze der unser Colavideo versaut hat.

Zu Auschwitz nur so viel: Selber hingehen und eigenes Bild machen!

Auf der Fahrt nach Warschau ist die Schnellstrasse ein Highlight - auf keinen Fall zu verpassen- da steht man doch gerne im Stau - alle paar Kilometer eine Ampel mit Zebrastreifen, die Fahrradfahrer nicht zu vergessen. Auch die zum Teil 15 Zentimeter tiefen Fahrspurrinnen steigern das Fahrvergnügen ins Unermessliche. Interessant anzuschauen sind auch die vielen Pilzsammler die den ganzen Tag über am Fahrbahnrand hocken und ihre Ware anbieten und, nun ja, einige Frauen, die ihrem speziellen Gewerbe nachgehen und vielleicht auch den einen oder anderen Pilz weiterzugeben haben.
Warschau ist hässlich und dreckig. Gekrönt wird die Stadt vom „Pałac Kultury i Nauki“. Der 230 Meter hohe Wolkenkratzer, einst ein Geschenk von Stalin, ist unter der polnischen Bevölkerung recht unbeliebt und wird im Volksmund als „Stalinstachel“ bezeichnet. Immerhin hat man von der Aussichtsblattform einen herrlichen Ausblick auf den tollen gräulichen Smog der über Warschau haftet. Da wir leider nur 2 Tage Zeit hatten, konnten wir abgesehen von der 20 Jahre! alten Altstadt nicht wirklich viel besichtigen und haben uns mehr auf Einkaufen und leider geschlossene Galerien konzentriert. .

Noch ein kleiner Tipp von der Heimfahrt:

Wenn man mit 150 auf der Autobahn merkt, dass man gerade einen Sekundenschlaf hinter sich hat, ist es doch schon relativ vernünftig und ratsam sich einzugestehen, lieber eine Pause einzulegen.

Insgesamt bleibt festzuhalten:
Abgesehen davon, dass ich unfähig bin die einfachsten polnischen Wörter in der Praxis anzuwenden ein unvergesslicher Urlaub, eine sehr angenehme und liebenswürdige Reisegefährtin, super Essen, nur freundliche Leute - alle Vorurteile wurden widerlegt und wir kommen gerne wieder.