Donnerstag, Juli 06, 2006

Der Weltuntergang

32 Grad Celsius hats gestern bei mir im Zimmer ghbat! Da kann doch kein Mensch was Gscheides auf die Reihe bekommen.
Zur Erheiterung hier ein Monolog vom genialen Karl Valentin:

Der Weltuntergang

Gestern Nachmittag um neun Uhr sitz ich im Restaurant „Zur derfaulten Blutorange“ und weil ich am Tag vorher meine goldene Uhr zum Konditor tragn hab, zum Reparieren, hab ich einen solchen Heißhunger kriegt, dass ich mir zwei Portionen Senftgefrorenes und an gsottnen Radi als Abendessen zum Frühstück bestellt hab. Nachdem ich aber Hausbesitzer bin und in jeder Wohnung eine wanzenreiche Familie hab, hab ich trotz meines siebenundachtzigjährigen Halsleidens mit den Kindern von meinem Nachbarn „Fürchtet ihr den weißen Mann“ gespielt. Im selben Moment haute der Photograph im Rückgebäude`s Fenster ein. I lass in des Angst an Zitherlehrer komma und der gemeine Kerl von einer Kellnerin behauptet, sie hätt im Eiskasten scho Feuer gmacht; währenddem mein jüngster Sohn sich mit dem Magneteisen d`Hühneraugen ausm Ellbogen herauszieht, habns in der Volksküche zu Leipzig an der Ruhr a Staudn Nußlsalat mit dem neuen Trambahntarif verwechselt, der Bürgermeister will im hintern Anhängewagen vom Telephonautomat einsteign, kann aber leider nicht schwimmen und stößt mit seiner Batikkrawatte a Loch in a neugebackene Schlagrahmtorte. In der Verwirrung führt der Turmwächter von St. Emeran einen Bismarckhäring ins Hundebad, der Nürnberger Schnellzug is ins Nymphenburger Trambahngleis neigfahrn; sämtliche Droschkenkutscher von München sind zum Beichten gangen und wenn nicht zufälligerweise auf dem Wendelstein drobn ein Schutzmann seinen Wecker ablaufn lässt, verlangt die Obsthausiererin für zwei Pfund Kinderhemden einen Freundschaftskuss. Trotz allen Bemühungen, auf der rechten Kuppel des Frauenturms ein Männerfreibad für Damen zu errichten, bleibt die Kanzlei vom Brunnenbuaberl vorläufig geschlossen und auf allgemeinen Wunsch wird unter Kindern mit zehn Jahren die Zuchthausstrafe auf lebenslänglich abgeschafft. Sollten dagegen die Münchner Schlittschuhläufer wegen dem eingetretenen Weißbrotmangel vor Ablauf vorigen Jahres ihre Schlittschuhe nicht doppeln lassen, so sind auf Kosten des Fremdenverkehrs starke, gewitterartige Niederschläge zu erwarten. Leider aber hat sich der Bürgermeister im finstern verlaufen, weil am Zeppelin-Luftschiff keine Hausnummer dort war; er lässt unglücklicherweise die Türe auf und im Zeitraum von fünf Minuten san ihm vierzig Mitesser auskemma. Er läuft ihnen nachm stolpert mit die Gummischuh über der Frau ihre Giselafransen, tritt seim dreijährigen Buam ind Sandtorten nei und schreit: „ Wer will unter die Soldaten?“ Alles war vergeben und vergessen, sei Frau hat ihre Krampfadern als Ringelnattern verkauft, die Köchin hat sich verlobt mitm Papagei, der Hausherr hat sich mit de Hypotheken gurgelt und in der Maikäferschachtel is die Maul- und Klauenseuche ausbrocha.

„Wehe, wehe“, sprach der Oberlehrer von der Gasanstalt: „Richtet nicht, sonst werdet ihr gerichtet“, da öffnen sich die Wolken und mit blinzelnden Augen treten achtzehn Packträger hervor und verkünden das Ende der Welt. Links und rechts stehen je vier goldene Jungfrauen mit Semmelbrösel bepappt und halten ein vernickeltes Butterbrot in der Hand.
Die Luft zitterte wie Schweinssulz, die Erde wühlte sich auf, die Vesuve speiten Honig und Sauerkraut. Nacht- und tageulen, Junikäferln und Lämmergeier schwirrten gespensterhaft auf dem Fußboden umher, panikartig zerplatzte ein alter Leberkäs und am Ende des Vortrags trat plötzlich der Schluss ein.